Brief an Friedrich Rochlitz in Leipzig, Wien

4. Januar

Summary

Beethoven thanks Rochlitz for his opera text but regrets that he will not be able to set it to music. The reason he gives is that the subject of the opera is one which is of little interest to the public at the moment ("if your opera had not been a magic opera, I would have grabbed it with both my hands").

Beethoven emphasizes how gladly he would otherwise have set the libretto, particularly as he has just broken off his cooperation with Schikaneder due to disagreements. Emanuel Schikaneder, who had taken over the artistic direction of the Theater an der Wien in 1803, had commissioned Beethoven to set his libretto "Vestas Feuer" ("The Vestal Flame") to music.

Due to the outdated subject (Cherubini's operas had altered the public's taste, instead of fairy tale operas they now preferred the French type), but predominantly because of the inferior quality of the text, Beethoven had stopped work on the composition at the end of 1803 and "completely separated" from Schikaneder, as he writes to Rochlitz.

Beethoven says that following this disagreement he has now begun work on an opera with a French text - following the mood of the times. This remark is the first one known which Beethoven makes at the beginning of his work on his only opera "Fidelio".

Beethoven apologizes to Rochlitz for declining his libretto and encourages him to send him libretti again any time. He is then not able to stop himself from saying that he actually has many good reasons for being cross with Rochlitz because the latter has kept publishing untruths about him in the Allgemeine musikalische Zeitung. However, he is aware that he has many enemies in Vienna who purposely give false reports and that Rochlitz cannot be made accountable for this.

Johann Friedrich Rochlitz was an editor for the Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung (AmZ) and as such a well-known music critic. In April 1803 Beethoven had been greatly angered by Rochlitz' review of "Christus am Ölberge" ("Christ on the Mount of Olives") and had complained to the publishing house Breitkopf & Härtel, who also published the AmZ. However, the fact that he turns down Rochlitz' libretto probably only had to do with the content and was not personal. We know from later letters and documents that Beethoven was kindly disposed towards Rochlitz and that he was by no means hostile towards him.

Оригинальный текст: 

176. Beethoven an Johann Friedrich Rochlitz in Leipzig

Vien am 4ten Jenner 1804 –

Ihr Buch , mein Verehrtester, erhalten sie durch Zaudern und SaumSeeligkeit desjenigen, der hier beym Wiedner Theater gleichfalls den Censor macht, so spät zurück – so glücklich ich mich auch geschäzt hätte, dasselbe in Musik sezen zu können, So ohnmöglich wär mirs jezt gewesen, wäre der Stoff nicht Zauberei; – so hätte mich ihr Buch aus einer augenblicklichen sehr großen Verlegenheit reißen können, indem ich mich mit Hr. Schikaneder ganz zertragen, dessen Reich denn wirklich durch das Licht der gescheiden und Sinnigen französischen opern gänzlich aus ist, mich hat er indessen ein ganzes halbes Jahr aufgehalten, und ich habe mich taüschen laßen, aus dem Grunde, daß ich gehofft, da man ihm TheaterEffekt nicht ganz absprechen kann, er werde etwas gescheideres als gewöhnlich zur Welt bringen, aber wie bin ich betrogen worden, zum Wenigsten hoffte ich, daß er sich würde die Versen und den Inhalt von einem andern Verbessern und verschönern laßen, aber umsonst, dieser so von sich eingennommen[e] Mann war nicht dazu zu bewegen, ich gabs nun auf mit ihm, obschon ich selbst mehrere Stüke gemacht hatte, stellen sie sich ein Römisches Süjet Vor (Wovon ich weder Plan noch sonst etwas erfahren konnte), und die sprache und Versen, wie unsere hiesigen Aepfel- weiber. – ich habe mir nun geschwind ein altes französisches Buch bearbeiten laßen, und fange jezt daran an zu arbeiten. – wäre ihre oper keine Zauber-Oper gewesen, mit beyden Händen hätte ich darnach gegriffen, aber das Publikum ist hier eben jezt so <da>wider d.g. eingenommen, als es sie vorher gesucht und gewünscht hat. –
Dieß ist auch die Meynung des Theater Censors, und dann daß so sehr gut man auch den ersten Akt finde, so könne man doch nicht ohne beyde Akte das ganze Süjet beuhrtehilen – laßen sie sich aber dadurch nicht abschrecke[n], sondern sobald sie einmal wieder eine neue Oper geschrieben haben, doch müste sie ganz seyn, so schicken sie sie nur, und seyn sie Versichert daß man sie ihnen auch gut honoriren wer[de]* indem der Eigenthümer des Wiedner-Theaters in allem, was zum theater Dient, eben nicht geizig ist. – mich freut es indessen auf diese Art ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, und ich hoffe nicht, daß das jetzt vorgefallne unangenehme sie abschrecken werde, sich zuweilen meiner zu errinnern, und da, wo ich ihnen im stande bin, ihnen zu dienen, sich gleich an mich zu wenden – Ich könnte mich zwar ein bischen böse <nachri> auf sie stellen, daß sie so manche falsche Nachrichten von mir Einrücken lassen, aber nein – ich weiß, daß sie nur durch Unbekanntschaft mit der hiesiegen Lage und der großen Anzahl Feinde, die ich hier habe, so etwas thun können.

 

Leben sie wohl

 

ihr ergebenster Beethowen.
mit dem nächsten Postwagen kömmt ihr Manuscript .

 

von Wien

 

Herrn Herrn Friderich Rochlitz Herzog. Sachs. Weimar. Hofrath
Abzugeben bey Breitkopf und Härtel in Leipzig